Vorsicht Sarkasmus!

MEIN HUND IST WIRKLICH SCHRECKLICH!

“Hey, nehmen Sie Ihren Hund gefälligst an die Leine”, schnauzt mich der Jäger an und unterbricht damit den bisher sehr friedlichen Spaziergang mit meinem Hund ziemlich schroff. Ob er die neongelbe Schleppleine übersehen hat?

“Guten Tag”, entgegne ich freundlich lächelnd, “Mein Hund ist doch angeleint”. Kimberly unterstützt unsere friedliche Gesinnung mit Ganzkörperbegegnungsfreude Stufe III, also intensivem Gezappel.

“Ständig wird das Wild durch streunende Hunde aufgescheucht”, motzt der Waidmann weiter. “Da lobe ich mir Dänemark. Bumm. Erledigt!”

“Schauen Sie mal”, sage ich vermittelnd, “Das eine Ende der Leine habe ich in der Hand und das andere Ende habe ich vorsorglich an meinen Hund geknotet. Sie können deutlich erkennen, dass sie gar nicht dort hingehen kann, wo sie eigentlich will. Ist doch alles gut!”

“Auch noch diskutieren. Nichts als Ärger mit den Hundehaltern!”, krächzt der Jägersmann, lässt uns ratlos zurück und verschwindet schnaufend im Dickicht.

Einige Minuten später zeigt sich für uns dann ein deutlich erfreulicherer Anblick. Eine Mutter kommt mit ihrer kleinen Tochter auf uns zu. Mein Hund liebt kleine Kinder und reagiert sofort mit Ganzkörperbegegnungsfreude Stufe IV, also Duracell-Hase unter Starkstrom. Dem Kind scheint das zu gefallen, aber die Mutter wirft sich völlig verängstigt mit einem Hechtsprung schützend auf die Frucht ihrer Lenden, woraufhin das Kind zu weinen beginnt.

“Halten Sie doch Ihren Hund fest. Sie sehen doch, dass er meiner Tochter Angst macht!”, schreit die Amme hysterisch im Todeskampf. Die Tochter schreit jetzt auch.

“Ehrlich gesagt, machen Sie mir Angst”, stottere ich verwirrt!

Mein Hund hat inzwischen ihre Ohren gespitzt und schaut sich mit der gleichen Verwirrtheit seelenruhig das bizarre Spektakel an. Um die Situation zu entschärfen, gehen wir zügig weiter und erreichen unser Wohngebiet.

“Alte, wenn dein Köter hier einen Haufen macht, kannst Du das auch wegmachen”, blökt ein Grundstücksbesitzer über die Hecke.

Der ganze Sandstreifen vor seinem Grundstück wurde offensichtlich als Hundetoilette missbraucht. Kein schöner Anblick.

“Ich versteh’ deinen Unmut, aber mein Hund hat gar keinen Haufen gemacht”, gebe ich als überflüssige Rechtfertigung zurück.

“Ja, ne, is klar. Deiner ist natürlich was ganz Besonderes. Der kackt Mon Chéri!”, echauffiert sich der Anwohner weiter.

Mitten in meine Fassungslosigkeit spaziert der erste Lichtblick des Tages. Eine Frau kommt mit ihrem angeleinten Rüden auf uns zu. Endlich mal eine Gleichgesinnte. Zu spät bemerke ich, dass die Frau – zwar bemüht aber ohnmächtig – von ihrem Hund zu uns gezerrt wird. Aus der Vorfreude, wird die Sorge über eine frontale Kollision. Mein Hund teilt diese Sorge und wird unruhig. Sehr unruhig. Beide Hunde brechen jetzt in ein wildes Getöse aus und die Situation spitzt sich zu.

Die Frau bleibt stehen und erläutert mir ausführlich die Hintergründe für das Verhalten ihres Rüden, der nach wie vor vehement versucht meinen Hund zu erreichen, um ihm den Garaus zu machen.

“Er ist sonst gar nicht so”, erklärt sie, “Irgendwie macht Ihr Hund ihn aggressiv”.

“Aha ja?”, stammle ich fragend.

“Vielleicht sollten Sie mal einen geeigneten Hundetrainer aufsuchen”, rät sie mir.

“Ja, da kannst Du der Töle auch gleich das Kacken abgewöhnen”, ergänzt der Grundstücksbesitzer ungefragt.

Ich würde mich gerne noch etwas intellektuell duellieren, aber beide Kontrahenten sind offensichtlich unbewaffnet. Verzweifelt und mit hängenden Köpfen schleichen wir nach Hause.

In Google-Maps markiere ich mal wieder die Punkte, die auf dem heutigen Spaziergang problematisch waren, mit einem schwarzen Punkt. Mein Hund schaut mich dabei mit diesem merkwürdigen Blick an, als hätte sie ein schlechtes Gewissen.

“Ja, schäm dich”, sage ich vorwurfsvoll zu ihr, “wenn Du dich weiterhin so unmöglich aufführst, dann wohnen wir laut Google-Maps bald in einem schwarzen Loch”...! 

 

 

Mea culpa, mea maxima culpa
Liebe Mitmenschen, die ihr keine Hunde habt UND (ich betone UND) diese auch nicht leiden könnt! Ihr habt ja so recht. Was sind wir Hundebesitzer für ein schreckliches Volk?
Und zwar alle. Egal, ob Dackel-, Mischlingshund-, Doggen-, Schäferhund-, Pudel- oder Mopsbesitzer..... Wir sind alle schlechte Menschen und schlechte Menschen haben keine guten Hunde. Und ja: unsere Hunde haben Zähne, also sind sie böse! Es tut mir so leid.

Ich möchte mich entschuldigen und euch mitteilen, dass ich aus meinen Fehlern gelernt habe:

Ich werde mich nie wieder auf einem öffentlichen Waldweg aufhalten, wenn ihr, liebe Fahrradfahrer, diesen benutzen möchtet. Dabei finde ich es völlig in Ordnung wenn ihr nicht klingeln, nicht bremsen, geschweige eine kleine Kurve um mich und meinem Hund herum fahren wollt. Der Wald gehört Euch!!

Ich werde nie wieder einem schlecht gelaunten Rentner widersprechen, der mich mit übelsten Schimpfworten belegt, weil ich einen Hund habe (der an der Leine neben mir läuft und den Rentner nicht einmal angeatmet hat!). Rentner dürfen das. Rentner müssen auch nicht grüßen, schon gar keine Hundebesitzer.

Ich finde es völlig in Ordnung, wenn im Sommer Heerscharen von Menschen in die Naherholungswälder einfallen und dort ungehemmt ihre Notdurft verrichten. Menschen dürfen das. Ich erkläre meinem Hund, dass es unfein ist, menschliche Hinterlassenschaften in der Nähe des Wegesrandes aufzuspüren. Menschen finden das ekelig! Nur Hundebesitzer müssen Kotüten bei sich tragen.

Liebe Mütter! Natürlich dürft ihr Euren Kindern im Wald die Windeln wechseln. Das ist ja auch völlig legal. Bei all den mütterlichen Pflichten ist auch wirklich zu viel verlangt, die Windeln in die nächste Mülltonne zu werfen. Werft sie ruhig in die Büsche. Dann frisst mein Hund eben heute mal frisches Baby- Häufchen. Das bringt Abwechslung auf den Speiseplan.

Liebe Mitmenschen, die ihr so romantisch grillt. Natürlich ist man danach viel zu müde, um seinen Müll wieder mitzunehmen. Das ist ja völlig verständlich. Nicht wahr, liebes Ordnungsamt?? Da kneift man gerne mal ein Auge zu. Mein Hund, der dankenswerter Weise ja TEILWEISE ohne Leine laufen darf (Danke, Danke, Danke!) kann sich nie entscheiden, ob er zuerst in eine zertrümmerte Bierflasche treten oder an Euren Grillresten ersticken soll!

Liebe Jogger, natürlich habt Ihr Recht! Im Wald muss man nie mit unvorhersehbaren Dingen rechnen. Im Wald dürfen weder Kinder, langsame ältere Menschen, noch Hunde Euren Weg kreuzen und euch nötigen, euer Tempo zu drosseln oder einen kleinen Ausfallschritt zu machen. Der Wald gehört Euch! Wir Hundebesitzer können unserem Hund ja auch einfach auf einem Laufband im Wohnzimmer Bewegung verschaffen!

Ich erwarte nie wieder,dass man höflich Danke sagt, wenn ich meinen Hund am Wegesrand ins Platz lege, damit eine Gruppe laut klappernder Nordic Walker ungestört ihres Weges ziehen kann. Nordic Walker müssen nicht Danke sagen! Niemand muss Danke zu mir sagen. Ich bin ein Hundebesitzer! Liebe Mitmenschen, ich bilde meinen Hund aus und bringe ihm Gehorsam bei, damit er im Wald nicht atmet, wenn sich uns ein Nicht- Hunde- Mögender- Mensch nähert.

Ich habe meinem Hund beigebracht, liegen zu bleiben, wenn eine ängstliche Person sich uns nähert, damit wir anschließend beschimpft werden.

Ich nehme gerne Rücksicht auf meine Mitmenschen, ohne ähnliches zurück zu erwarten!

Und noch eins: Liebe wohlwollende Rentner und Hunde-mögende Mitmenschen! Ich weiß, dass es Euch gibt! Vereinzelt habe ich Euch auch schon getroffen. Gerne würde ich mich öfter mit euch unterhalten und mein Hund mag es, wenn ihr ihn streichelt.

Leider sind wir immer auf der Flucht! Nehmt es uns nicht übel, wenn wir uns andauernd hinter irgendwelchen Büschen verstecken.

Verratet uns nicht! Wir sind illegale Waldbesucher! Danke